Goethes Faust und Dosenbier oder Saufm und Rauchm


Früher war ich auf der Johnny Erdnuss Farm, das war umgangsprachlich der Terminus der Hauptschule. Da gab es jede Woche reichlich Klopperei, meistens wegen nichts, doch in der Regel hatte es was mit Schwanzvergleichen zutun. Ich habe das bis heute nicht so richtig gecheckt. Ein großer Teil meiner Freunde war auf dem Gymnasium. Da gab es die coolen Partys und die Leute hatten in der Regel mehr Kohle. Zu erklären, warum ich nun auf der einen Seite gelandet war und die anderen auf der anderen, würde an dieser Stelle zu weit führen - es war einfach so. Während ich fünf Tage die Woche versuchte der Kloppe der Assis zu entgehen, hatten meine Kumpels solche Probleme so gar nicht. Ganz im Gegenteil - die Polohemden von Mama blieben stets sauber. Auch sonst gab es so einige Unterschiede, unabhängig von dem Schulstoff, der auf meiner Seite quasi gar nicht existierte. Alles, was ich in der Schule wichtiges gelernt hatte, war in der ersten bis zur vierten Klasse. Danach klafft ein großes Loch. Nach der neunten Klasse hatte ich ungefähr das gleiche Niveau wie nach der 4. Klasse. Das war schon eine beachtliche Leistung. Wir haben zwar nichts gelernt, dafür konnte wir machen was wir wollten. Am Ende der neunten Klasse wusste ich auf jeden Fall, wie man auf dem Pausenhof raucht, Bier trinkt und über Streber herfällt - die, die eigentlich meine Freunde waren. Schule bedeutete quasi Saufen und Rauchen, während für meine Dorfkumpels Goethes Faust auf dem Programm stand. Doch eines hatten wir gemeinsam: Niemand brauchte das, was er tat für später. Die Jugend und das Durchhalten schien lang, zumindest so lang, bis sie ganz fix vorbei war. Dann stand da dieser Stuhl auf dem ich immer gesessen hatte. Irgendwo zwischen Goethes Faust und Dosenbier - bis heute...

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