Kacken - Ein Fest fürs Leben
Ich bin kein Ernest Hemingway, soviel steht fest. Doch er inspirierte mich doch sehr, die Feste des Lebens so zu feiern, wie sie fallen. Und damit meine ich nicht nur die Abende in verrauchten Kneipen oder stickigen Klubs, irgendwo in den Tiefen des Hamburger Bergs. Vielmehr meine ich die leisen Feste, solche, die man nur für sich feiert und auf denen in der Regel niemand anderes eingeladen ist, als man selbst: Die beste One-Person-Show, die man sich vorstellen kann! Ich meine die Art von Partys, zu denen man alleine kommt und auch alleine wieder geht. Selten habe ich mal jemanden zu solch einer Party mitgenommen. Wenn mal jemand dabei war, handelte es sich meistens um Gate-Crasher: Diese Menschen, die wir alle kennen und die ungeladen auf der Party auftauchen, den ganzen Sprit wegsaufen und gehen, ohne nur einen einzigen Ton des Dankes zu sagen. Dies soll eine Hommage sein, an dich, du beste Party meines Lebens: Für viele bist du nichts Besonderes mehr, waren sie doch schon zu oft bei dir gewesen. Sie sind so oft da, dass niemand mehr am Tag danach über dich spricht oder sich darüber austauscht, was er bei dir erlebt hatte. Ich meine, ist es nicht eher eine Bereicherung, wenn man in der Lage ist, so ganz mit sich alleine zu feiern und den Spaß seines Lebens zu haben, dieses kribbelnde, warme Gefühl im Körper, dass sich so langsam ausbreitet, während man sich losgelöst von allem dem Fluss des Lebens hingibt, das Dopamin, wie es Stück für Stück das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert. Alle gehen zu dir, keiner kneift, aber niemand feiert dich wirklich oder weiß dich zu schätzen. Ich habe mich oft gefragt, weshalb die Menschen sich so schämen und alleine zu dir gehen, aber keine Berührungsängste haben, mit drei Atü auf dem Kessel im Megapark zur Musik von Mickie Krause zu tanzen, während hunderte Menschen drum herum stehen. Macht die Gewohnheit etwa alles kaputt? Ich meine, du bietest doch jedem alle Möglichkeiten: Man muss keine Sachen bei der Garderobe abgeben, es gibt keine Einlasskontrollen und Eintritt muss man auch nicht zahlen. Was stimmt denn nicht mit den Leuten? Für mich bist du ein Fest, vielen Dank an Hemingway! Er hat alles gefeiert, mit Sicherheit auch dich. Es gibt keine Party, die man an so vielen unterschiedlichen Orten feiern kann, auf der man soviel Spaß alleine hat und auf der der Rausch keine Drogen oder Alkohol braucht. Du gehst überall mit hin, bist für jeden Scheiß zu haben und selbst bei unserem größten Diätvorhaben unterstützt du uns noch maximal. Warum bist du so gut zu uns? Zu zeigst uns immer, was gerade in unserem tiefsten Inneren los ist. Gibt es etwas besseres? Ja, vielleicht! Oder nee, eigentlich nicht! Du überholst sogar die schönste Sache der Welt. Für deine Partys braucht man nichts, außer sich selbst und zu Schmerz oder Enttäuschung trägst du nur selten bei. Es lohnt sich nicht, derartige hanebüchene Vergleiche anzustellen. Kein Mensch kann von sich behaupten, er wäre nicht in Tausenden deiner Abermillionen Locations gewesen. Keine Droge dieser Welt hat mehr meine Kreativität gefördert, mir ein wärmeres Gefühl vermittelt, mir mehr von der Welt gezeigt und mehr von meiner Persönlichkeit gefordert und mich zudem länger befriedigt, als du. Du bist da, wenn man dich braucht und kannst auch auf deine Gäste warten, wenn die Zeit gerade mal etwas knapper ist. Und trotzdem bist du für mich da, wenn ich dich brauche. Wir feiern morgens, mittags, abends und das ganz ohne Kater. Manchmal ist es bei dir warm und manchmal kalt, manchmal ist es leicht mit dir und manchmal schwer, manchmal ist es öde, aber meistens spannend, weil ich nie genau weiß, was mir deine Party so beschert. Es gibt eine Sache, die mir mehr bedeutet als alles andere: Egal, wie viel Scheiße ich auch baue, du trägst sie mir niemals nach und manchmal, wenn ich in der Nacht und dem Dunst Gefahr laufe, mich zu verlieren, zeigst du mir den Weg nach Hause. Bei dir stinkt es selten nach Rauch, Alkohol oder sonstigem abgestandenem Zeugs. Wenn ich dich rieche, weiß ich, wer ich bin und es ist egal, was all die anderen von dir halten. Ein Freund erzählte mir mal im Vertrauen, dass er es liebt, wie du riechst. Ich versteh ihn gut, denn das tue ich auch und ich weiß, dass es viele von uns da draußen gibt. Mach dir also keine Sorgen. Ich liebe es, mit diesem Gefühl der Schwerelosigkeit nach Hause zu gehen und solange deine Partys weitergehen, weiß ich, dass ich noch am Leben bin. Danke für alles!

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